People: Markus Sauerhammer, Startnext & SEND e.V.
Das erste Mal habe ich Markus auf der Social Start-Up Night im Wirtschaftsministerium getroffen, auf der wir beide präsentiert haben. Auf dem Aftershow-Event hatte ich das Gefühl, dass jeder auf der Veranstaltung Markus kennt. Und – das weiß ich inzwischen – tatsächlich kennt jeder Markus.
Mit Markus war ich im 12 Apostel essen –
Lies hier unsere Bewertung.
Er ist eine der Personen, die Du wirklich überall in Berlins Social Business Szene triffst: Auf Events, bei Panels oder Round Tables. Markus ist eines der Gesichter für Social Entrepreneurship nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland. Kein Wunder, dass er Mit-Gründer und Vorstand der SEND Kampagne ist: Deutschlands erster Dachorganisation für Social Enterprises. Er hat ehrenamtlich sehr viel Zeit in dieses Projekt gesteckt, um eine der spannendsten Lobby Organisationen der Szene zu starten. Daneben und neben seinem Job als Head of Cooperations bei Startnext kann Markus eine wirklich interessante Geschichte erzählen…
Der einzige Student, der legal Geld mit Hanfpflanzen gemacht hat
Nachdem Markus seinen Hauptschulabschluss gemacht hatte, sollte er eigentlich Landwirt werden – so wie sein Vater und sein Großvater bereits. Und genau wie die beiden, durchlief er die Ausbildung, um ein wirklich guter zu werden: Er lernte alles über Kühe, Traktorfahren und arbeitete auf dem Hof seines Vaters. Doch schon an diesem Punkt zeigte Markus den Instinkt eines Entrepreneurs: Er rechnete und rechnete und verstand bald, dass selbst wenn er wirklich hart arbeitet, man mit einem mittelgroßen Hof in Deutschland fast kein Geld mehr verdienen kann. Und so beschloß Markus den vorgegebenen Pfad seiner Vorfahren zu verlassen. „Das hat mir eine Menge Ärger mit meinem Vater eingebracht,“ sagt Markus mit seinem freundlichen fränkischen Dialekt. „Aber keine Angst: Ich habe gerade auf dem Weg hierher mit ihm telefoniert. Inzwischen versteht er meine Entscheidung voll und ganz.“
Diese Entscheidung war jedoch nicht so einfach, wie es sich Markus gedacht hatte. Alle seine Bewerbungen gingen ins Leere, nicht eine einzige Einladung zu einem Jobinterview. „An diesem Punkt habe ich verstanden: Wenn Du Deine Situation ändern möchtest, dann musst Du wirklich hart dafür arbeiten.“ Und das tat Markus. Zunächst machte er sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, um dann Marketing zu studieren. Zu dieser Zeit entwickelte er sein erstes Business Modell: „Ich war der einzige Student in Deutschland, der auf legale Weise sein Studium mit Hanf finanzierte…“ Markus und ein Freund starteten Parties in einem Hanffeld, aus denen sich bald die Idee eines Labyrinths durch dieses Feld entwickelte.
„Du wirst immer zurück auf die Füße kommen.“
Ihr Business entwickelte sich rasend schnell: Schon bald hatten sie mehr als 20.000 Besucher verbucht und einige studentische Business-Plan Awards gewonnen. Und dann der größte Erfolg: Bei dem zu dieser Zeit prestigereichsten Preis, dem Financial Times Award, machten sie den ersten Platz. Aber nach der Sonne kommt der Regen… In diesem Sommer 39 Tage. Das Labyrinth-Business fiel wortwörtlich in Wasser. Besucher blieben aus, und das schlimmste: die Financial Times berichtete öffentlich über ihre Award-Gewinner – und deren Misserfolg…
„Ich hätte mir am liebsten gewünscht, dass sich der Boden unter mir aufmacht und mich verschluckt… Doch in der Retrospektive kann ich sagen, dass ich wahnsinnig viel gelernt habe zu dieser Zeit- ich möchte diese Erfahrungen nicht missen,“ erinnerst sich Markus, während er seine Limonade trinkt. „Ich habe mich damals gefragt: Was kann schlimmstenfalls passieren? Wir leben in einem so großartigen Sozialsystem – Du kommst immer zurück auf Deine Füße.“ Und so stellte sich Markus wieder auf seine Füße und fand bald einen Job bei der Handelskammer München, wo er als Start-Up Consultant arbeitete.
„Das ist hier nicht das Silicon Valley.“
In dieser Position machte er ein wichtiges Learning: Wir können von Gründerinnen und Gründern nicht den gleichen Entrepreneur-Geist erwarten, wie er in den USA herrscht. „Deutschland ist viel Sicherheits-orientierter und dass sollte die Politik auch in Betracht ziehen. Wenn wir mehr Gründungen motovieren wollen, benötigen wir in Deutschland mehr langfristige Finanzierung für diese Projekte – das ist hier nicht das Silicon Valley.“
Und obwohl er dieses Bedürfnis vieler Deutscher Gründerinnen und Gründer versteht, hat Markus sich in seiner Karriere oftmals selbst dagegen entschieden. Vor etwas mehr als zwei Jahren kündigte er seinen Job in München und zog nach Berlin. „Ich liebe diese Momente, wenn sich Deine Perspektive weitet und Du die vielen Möglichkeiten vor Dir siehst. Im alltäglichen Trott, vergessen wir manchmal den Kopf zu heben. Aber das sind die Momente, wenn Du Dich entwickelst.“
“Lass uns die Welt verändern!”
Und es gibt viel Entwicklung zur Zeit in Markus Leben: Während unseres Lunch klingelt sein Telefon mehrmals. Die SEND Crowdfunding Kampagne ist gerade gestartet (inzwischen ist sie beendet und man hat sagenhafte 50.000 Euro eingesammelt!) und große Ziele sollen erreicht werden: „Wir möchten die Koalitinsgespräche auf Bundesebene mit beeinflussen.“ Markus Motivation, sich auch politisch einzusetzen ist auch getrieben durch seine eigenen Erfahrungen: „Ich möchte nicht, dass neue Branchen wie die Tech-Industrie die gleiche Entwicklung hinlegen wie die Landwirtschaft. Wir müssen uns mehr auf die Menschen und nicht so sehr auf Finanzzahlen fokussieren.“
Während unseres gesamten Gesprächs ist es schwer, Markus enorme Motivation zu ignorieren und die Fragen, die ihn umtreiben: Wie können wir unser Wirtschaftssystem besser und nachhaltiger für die Menschen machen? Und als wir uns schon verabschiedet haben, und Markus halb über die Straße gelaufen ist, dreht er sich um und ruft: „Lass uns die Welt verändern!“ Und ich denke: Ja, Mann, lass uns das machen – lass sie uns ändern!“
Markus‘ eigenen Blog findest Du hier: tellerrandspringer.de
Mit Markus war ich im 12 Apostel essen –
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